Diesen Bass habe ich gegen einen Rickenbacker 4001 eingetauscht. Wertmäßig lagen die beiden Bässe in der gleichen Liga. Im Großen und Ganzen hab ichs nicht bereut. Oder besser ausgedrückt: Die Freude den Stingray mein Eigen zu nennen ist größer als die Trauer über den Verlust des Ricks. Der Stingray liegt mir einfach viel mehr…
Er besteht aus einem (ganz leicht transparent) rot lackierten Korpus aus Erle (keine Shapings, lediglich die Kanten sind verrundet). Außerdem aus einem lackierten Ahornhals mit Ahorngriffbrett. Der Lack ist allerdings nur noch teilweise vorhanden. Die Schlagplatte besteht aus Plexiglas. Aus optischen Gründen hab ich ein Poster aus irgend einer Zeitschrift darunter gelegt. Schick, nicht? :-).
Der Tonabnehmer ist natürlich der originale von Musicman. Der aktive 2-Band-Equalizer hat keine Mittelrastung. Die Elektronik ist also eine “Boost-only”-Elektronik. Es ist nicht möglich Frequenzen abzusenken sondern nur anzuheben. Neutralstellung erhält man, indem man beide Regler vollständig zurückdreht. Klingt komisch? Is aber so! (bzw: War damals so!). Aber wer will bei einem Stingray schon eine Neutralstellung?! Der Bass ist (ganz im Gegensatz zu meinem 5er-Stingray) einer der leichtesten Stingrays den ich je in den Fingern hatte.
Der Klang ist typisch Musicman. Drückende Tiefmitten und lispelnde Höhen. Im direkten Vergleich zu meinem 5er Stingray fällt auf, dass er insgesamt mittiger und dadurch etwas “rotziger” und “frecher” klingt. In Sachen Tiefbass und Sustain hat der 5er zwar eindeutig die Nase vorn, der 4-Saiter weis hingegen mit seinem geringen Gewicht und seiner Agilität zu punkten. Er wirkt irgendwie “schneller”. Versteht das irgendjemand?
Geschichtliches:
Dieser Bass würde 1983 hergestellt. Noch bevor die Fa. Musicman von dem Saitenhersteller ErnieBall (Nachfolgend EB genannt) übernommen wurde (das war 1984). Es ist also ein sog. “Pre-Ernie”. Dies zu recherchieren gestaltet sich gar nicht so leicht, denn EB hat natürlich zunächst auch mal erst die Teile verbaut die noch von der Fa.Musicman vorhanden waren. So kamen erst nach und nach ein geshapter Body, unlackierte Hälse, EB-Schriftzug, Brücke ohne Dämpfer, etc. als die typischen EB-Neuerungen in Umlauf. Bis 1988 (!) gabs noch diverse “Mischmodelle”. Für Sammler und Geldanleger ist aber bereits dieses Instrument nur bedingt interessant, da es schon nicht mehr die alte “String-thru” Bridge hat. Die heute “richtig” gesuchten Modelle findet man nur bis 1980. Zu diesem Zeitpunkt schied Leo Fender (ja genau der!) aus der Fa. Musicman aus.
Dass es sich dennoch um ein “Pre-EB” Modell handelt erkennt man daran, dass der Saitenniederhalter der zwischen der D und G-Saite angebracht ist. (vgl. EB: zwischen A und D-Saite). Außerdem an der Tatsache dass am 21.Bund keine Positionsmarkierung mehr angebracht ist. Bei EB-Bässen aber schon.
An dieser Stelle ist die hochinteressante Seite von Gavin in Brisbane/Australien zu erwähnen. Dort sind meine beiden Musicmänner auch auf der “Gallery” zu sehen. Durch Lektüre dieser Seite und direkten E-Mail-Kontakt mit Gav konnte ich so einiges über diesen und andere Bässe erfahren.
Und so sah er ohne Poster aus: